en-Bärenkopf, Achensee
Achensee (930m) - Bärenbadalm (1457m) - Bärenkopf (1991m) - Weißenbachsattel (1700m) - Bärenbadalm (1457m) - Achensee (930m)
Am Vorabend fuhr ich mit einer Freundin zum 95km entfernten Achensee in Tirol, Österreich, um dort zu übernachten. Unsere Bergtour sollte bereits in der Nacht starten. Der Wecker weckte uns schon um 3:30 Uhr. Immer noch etwas verschlafen machten wir uns von Buchau, einem kleinen Ort am Achensee, in das sieben Kilometer entfernte Pertisau auf. Dort parkten wir an der Talstation der Karwendelbahn und marschierten bei -2 Grad um 4:30 Uhr los. Zuerst wanderten wir an verschiedenen Bauernhöfen vorbei. Aber irgendwie kamen wir immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Es ist gar nicht so leicht, im Dunkeln den richtigen Weg zu finden. Also schaute ich in einen Kuhstall hinein, und fragte dort die bereits aktiven Bauern nach dem Weg. Die waren ziemlich erstaunt, dass zwei junge Frauen um diese Zeit bei ihnen im Stall standen. Sie erklärten uns den Weg und wir starteten einen neuen Versuch.
Und dieses Mal klappte es. Wir liefen den "Hoamweg", eine Autostraße, und nicht den normalen Wanderweg. Uns war es zu riskant, einen Wanderweg, den wir nicht kannten, durch den Wald und über Stock und Stein im Dunkeln hinauf zu wandern. Der "Hoamweg" war beschildert und führte ebenfalls durch den Wald, jedoch nicht über Stock und Stein. Uns wurde schon etwas mulmig, als das erste Licht ausging und wir nur noch unsere Stirnlampen hatten. Wir machten etwas Musik auf dem Handy an und schon war die Angst verflogen. Es ist atemberaubend, bei sternenklarem Nachthimmel einen Berg zu erklimmen.
Nach knapp zwei Stunden erreichten wir schon die Bärenalmhütte. Der Himmel wurde bereits etwas heller und wir konnten nun Berge und Wege erkennen. Wir stärkten uns kurz und marschierten ab hier auf dem richtigen Wanderweg weiter. Bald wurde es steiler und der Weg schmaler. Im richtigen Dunkeln wäre das wirklich gefährlich gewesen, denn ständig waren Wurzeln, Steine und Treppen zu bewältigen. Zum Glück wurde es nun immer heller. Aber uns lief die Zeit davon. Wir wollten beim Beginn des Sonnenaufgangs am Gipfelkreuz sein. Das war allerdings noch ein gutes Stück entfernt und die noch zu bewältigenden Höhenmeter wurden einfach nicht weniger.
Wir sahen zwischen Bärenkopf und den anderen Bergen bereits den roten Himmel über den Wolken, machten auf einer Bank, nähe der Weißenbachalm, Rast und genossen diesen romantischen Augenblick, da wir wussten, das wir es bis ganz oben zum Sonnenaufgang wohl nicht mehr schaffen würden.
Anschließend stiegen wir die restlichen zwei Kilometer oder besser gesagt die letzten 250 Höhenmeter hinauf zum Gipfel. Die hatten es aber noch richtig in sich. Steile Kletterpassagen waren noch zu bewältigen. Meine Kraft lies nach, ich wurde immer langsamer. Meine Freundin, die etwas trainierter ist als ich, puschte mich und so gelang es auch mir, das Ziel zu erreichen.
Und das hat sich gelohnt. Eine wahnsinnige Aussicht auf das Karwendelgebirge und den Achensee bot sich uns. Das Wolkenmeer zwischen den Alpen und über dem Achensee, die aufsteigende Sonne, ein stralend blauer Himmel - und das Mitten im November - ein Traum. Wir hatten außerdem den Aussichtspunkt für uns ganz alleine.
Wir saßen bestimmt über eine Stunde dort oben, frühstückten und machten wunderschöne Fotos.
Zurück ging es bis zur Bärenalm auf dem gleichen Weg. Ab dort liefen wir eine andere Route, dieses Mal die richtige Wanderroute zurück ins Tal. Nach zwei Stunden erreichten wir erschöpft aber glücklich die Talstation und unser Auto. Als wir ins Auto steigen wollten, hielt ein Auto an und ein Mann fragte, ob wir den Weg noch gefunden hatten und was wir so früh denn wollten. Tatsächlich hatte uns der Bauer vom Morgen wieder erkannt.
Wir waren stolz, einen weiteren Punkt auf unserer Bucketlist: "Sonnenaufgang auf dem Berg" abhaken zu können.
Fazit: Einfache Wanderung, die auch im Dunkeln möglich ist. Ab der Bärenalm etwas anspruchsvoller und das letzte Bergstück sehr steil. Bergsteigererfahrungen ist dort von Vorteil. Nach 3,5 - 4 Stunden Aufstieg wird man mit einer wunderschönen Aussicht belohnt.